Vereinschronik des FC Emersacker

Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahre 1920, zogen der 20-jährige Moritz Edin aus Wertingen und der 17-jährige Adolf Zizala aus Augsburg nach Emersacker. Die beiden wussten mit dem runden Leder etwas anzufangen und warben unter der Jugend um Mitspieler. Unter ihnen war auch Josef Kuchenbaur, der später die Entwicklung des Fußballsportes und des Sportvereines wesentlich geprägt hat. Damit hatte das Fußballspiel in Emersacker Einzug gehalten. Mit voller Begeisterung besuchte man im Sommer 1922 ein Verbandsspiel in Höchstädt und erkundigte sich vor Ort über die wichtigsten Regeln und den Maßen von Spielfeld und Toren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden zuhause sofort umgesetzt. Viele Arbeitsstunden waren nötig, um ein richtiges Spielfeld mit Toren zu erstellen. Parallel dazu wurde fleißig mit dem Ball geübt und eine Mannschaft zusammengestellt, mit dem Ziel, möglichst bald in einem Wettspiel mit anderen Vereinen die Kräfte zu messen.

Erste Mannschaft des FC Emersacker im Jahre 1924/25 – Aufnahme vom Spielfeld an der Weldener Straße, westlich des ehemaligen Anwesens Buchenberger, jetzt Josef Kuchenbaur – im Hintergrund Stadel des Brauereipächters Franz Lichtmannegger, Spieler von links – sitzend: Pius Graber, Josef Kuchenbaur, Adolf Zizala; stehend: Xaver Mannes, Alois Weldishofer, Franz Lichtmannegger, Anton Lauter, Moritz Edin, Späth, Hans Baumann, Josef Baumann

Im Herbst 1922 war es dann soweit. Auf einer Wiese an der Weldener Straße, westlich des ehemaligen Anwesens Buchenberger – jetzt Josef Kuchenbaur – fand des erste Spiel statt. Gegner war die Mannschaft aus Hegnenbach, die mit 3 : 1 Toren gewann. Dieses Spiel wirkte sich motivierend auf die Zuschauer und auch auf die Spieler aus. Insbesondere nahm die Begeisterung der Jugendlichen von Spiel zu Spiel kontinuierlich zu. Während dieser Zeit hat sich auch in vielen anderen Orten die Begeisterung für den Fußball immer mehr durchgesetzt, so dass es nach und nach zu Vereinsgründungen kam. Auch in Emersacker kam es schließlich 1924 zur Gründung des Sportvereins. Gründungsmitglieder waren überwiegend Spieler der ersten Mannschaft. Zum ersten Vorstand wurde Moritz Edin gewählt. Durch eine Sammlung unter den Spielern konnte der erste vereinseigene Fußball für 8,50 Mark in einer Wertinger Sattlerei gekauft werden. Ein weiteres finanzielles Problem war die Beschaffung der Spielkleidung. Bei einem Wochenverdienst von ca. 6 Mark gelang es trotzdem, die entsprechende Ausrüstung anzuschaffen. Mit Stolz erfüllte die jungen Spieler das auf dem Trikot aufgenähte FCE-Wappen.

1925 schloss man sich dem Süddeutschen Fußballverband an. Damit hörte das Bestehen der sogenannten Wiesenclubs auf. Von nun an durfte nur noch gegen Mannschaften gespielt werden, die auch diesem Verband angehörten. Siege und Niederlagen hielten sich die Waage. Zu den Auswärtsspielen fuhr man, was in dieser Zeit normal war, mit dem Fahrrad.

Erste Jugendmannschaft 1926/28 – Aufnahme entstand bei einem „Wettspiel“ in Lauterbrunn – Spieler von links – sitzend: Georg Brummer, Otto Käsmayr, Wendelin Hegele – stehend: Johann Hartmann, Georg Hegele, Julius Ehrenreich, Otto Hartmann, Anton Danner, Leonhard Fischer, Georg Käsmayr

Der Verein war damals schon bestrebt, seinen Mitgliedern möglichst viel zu bieten. Deshalb veranstaltete man am Sonntag, 18. September 1927 auf der Strecke Emersacker – Lauterbrunn – Biberbach – Wertingen – Emersacker ein Radrennen. Für dieses sportliche Ereignis war die Genehmigung des Bezirksamtes Wertingen einzuholen. Der Genehmigungsbescheid hatte u. a. die Auflagen, dass „gleichzeitig nicht mehr als fünf Rennfahrer abgelassen werden dürfen“ und „innerhalb der Ortschaften nicht schneller als 15 km in der Stunde gefahren werden darf“.

 

Der erste Sportplatz

In den Anfangsjahren spielte man auf fünf verschiedenen Wiesengrundstücken. Deshalb wurde der Wunsch nach einem eigenen Sportgelände immer deutlicher. 1928 erhielt der Verein von der Gemeinde die Erlaubnis, auf der Wachtbergschafweide einen Sportplatz zu errichten. Zudem übernahm die Gemeinde die Entwässerung der restlichen Schafweide. In harter Arbeit, jeweils nach dem Feierabend, bewegten die Sportler ca. 30 – 40 m³ Boden pro Tag. Hilfreich dabei war ein Rollwagen mit Gleisen, den der örtliche Maurerbetrieb Karner zur Verfügung stellte. So konnte die erste Sportanlage ausschließlich in der Freizeit in freiwilligen Arbeitseinsätzen geschaffen werden. Im Spätsommer 1928 wurde das erste Spielfeld eingeweiht.

Zur Errichtung des Sportplatzes war die Aufnahme eines Darlehens beim Darlehenskassenverein Emersacker (jetzt: VR-Bank) notwendig. Durch die Gründung verschiedener nationalsozialistischer Vereinigungen im Ort ging die Beteiligung am Sportgeschehen sehr zurück. Der Sportverein war deshalb gezwungen, im Jahre 1936 an die Gemeinde den Antrag um Übernahme der Schulden beim Darlehenskassenverein zu stellen. Nachdem die Gemeinde ohnehin einen Schülersportplatz errichten musste, wurden die Schulden übernommen.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 zeichnete sich das Ende der Aktivitäten des Vereins ab. Immer mehr Spieler wurden für den Kriegsdienst eingezogen. Trotzdem konnte man bis 1941 den Spielbetrieb noch aufrecht erhalten. Nach dem Ende des Krieges kehrten allerdings viele Sportler nicht mehr zurück.

Das Birkenstadion entsteht

1946 scharten sich die Heimgekehrten wieder zusammen und schlossen sich dem Bayerischen Fußballverband an. Man nahm mit einer Mannschaft an der Verbandsrunde in der C-Klasse teil und setzte sich zum Ziel, den bisherigen Sportplatz besser auszubauen und zu erweitern. Als Notlösung stellte Josef Kuchenbaur eine Wiese am Fußweg nach Modelshausen zur Verfügung. 1947 genehmigte die Gemeinde die Baumaßnahme und die hierzu erforderliche Fällung der um den Sportplatz stehenden Obstbäume. Ein großer amerikanischer Bagger besorgte noch vor der Währungsreform im Jahre 1948 die Planierung. Obwohl noch viele Arbeiten zu erledigen waren, wuchsen die Geldsorgen ins Unendliche und auch die Zuschüsse der Theatergruppe halfen nicht weiter. Letztlich gelang es doch noch durch private Vorschüsse den Platz spielreif zu machen.

von links: H. Schwientek, L. Kuchenbaur, W. Knieler, A. Kränzle, J. Käsmayr, H. Neidlinger, K. Edin, Dieminger, H. Bernhard, J. Ströher, H. Meier, M. Kraus

An Pfingsten 1949 war Platzeinweihung, die leider am Eröffnungstage unter der Ungunst der Witterung zu leiden hatte. Teilnehmende Mannschaften waren neben dem FC Emersacker, Lauterbrunn, Adelsried und Zusamaltheim. Mit Musik wurden die Gäste zum neuen Sportplatz geleitet. Nach der Begrüßungsansprache durch Vereinsvorstand Leonhard Gerblinger wurde der Platz für die nun folgenden Pokalspiele freigegeben. Sieger wurde der FC Emersacker mit 4 Punkten und 6:1 Toren. In den folgenden Jahren reihten sich schöne Erfolge aneinander. So konnte der FCE dreimal den Landkreispokal gegen namhafte Gegner sowie 1950 und 1951 die Meisterschaft gewinnen.

Urkunde über den Landratspokalgewinn 1953

Im Vereinsleben gab es aber auch schwere Tage. Am Nachmittag des 7. August 1949 sahen noch zahlreiche Sportfreunde die heimische Fußballmannschaft beim sportlichen Kampf gegen die Gäste aus Westendorf. Kurze Zeit nach Beendigung des Spieles durcheilte den Ort und den ganzen Landkreis die Schreckensnachricht, dass zwei junge Männer aus Emersacker, die am Fußballspiel teilgenommen hatten, Opfer eines schweren Verkehrsunfalles geworden waren. Hans Lauter fuhr mit seinem Cousin Josef Lauter die Dorfstraße entlang und stieß an der Wegkreuzung nach Welden mit dem Omnibus der Westendorfer Fußballmannschaft zusammen, die gerade nach Hause fahren wollte. Die beiden Motorradfahrer streiften das linke Vorderrad des Omnibusses und wurden durch den Aufprall auf die Straße geschleudert. Josef Lauter erlitt einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen er nach einer Viertelstunde verstarb.

Hans Lauter musste in das Wertinger Kreiskrankenhaus eingeliefert werden, wo er an einer schweren Beinverletzung versorgt wurde. Der Sportverein Emersacker verlor mit Josef Lauter einen Sportler von Format, der die Kameradschaft an die Spitze seines Tuns stellte und sich für die Belange des Sportes mit allen Kräften einsetzte.

Das erste Sportheim

Das Vereinslokal des FC Emersacker war die Kuchenbaur-Wirtschaft. Im Laufe der Jahre wurde der Wunsch nach einem Vereinsheim am Sportplatz immer nachhaltiger. Nach langen Verhandlungen und Planungen begann man 1968 mit dem Bau des Sportheimes. Eine Bausteinaktion schaffte den finanziellen Grundstock für dieses Vorhaben. Über mehrere Jahre wurde unermüdlich freiwillig gearbeitet. 1972 war das Bauvorhaben realisiert. Die Sportler hatten ihr Heim.

ehemaliges Sportheim, Sportplatzstraße 22

Gründung einer Damenmannschaft

Am 31. Oktober 1970, wurde der Frauenfußball offiziell beim DFB erlaubt. Ein absoluter Meilenstein. Denn landauf, landab drängten die Mädels und Frauen auf die Sportplätze, traten in die Sportvereine ein oder gründeten selbst neue Mannschaften. Auch in der Region im Augsburger Land und im damals noch bestehenden Landkreis Wertingen, schossen die Frauenteams zwar nicht wie die Pilze aus dem Boden, doch das Interesse am Spiel mit dem runden Leder war durchaus vorhanden, Die Wiege des Frauenfußballs zwischen Lech und Zusam stand im Holzwinkel, genauer gesagt in Emersacker. Leonhard Gerblinger, genannt Fahrian, stellte eine Frauenmannschaft 1970 beim FC Emersacker auf die Beine was allerdings nur von kurzer Dauer bis 1974 war. Danach wechselte Gerblinger als Damenfußballtrainer von 1974 bis 1979 zum TSV Schwaben Augsburg. Im Jubiläumsjahr 2024 starb er im Alter von 78 Jahren in Augsburg, wo er auch seiner letzte Ruhestätte fand.(fk)

Damenmannschaft des FC Emersacker aus den 1970er Jahren

Sanierung des Sportplatzes und Bau der ersten Tennisanlage

Nachdem die Qualität des Rasens immer schlechter wurde und die Spielfeldgröße nicht der aktuellen Norm entsprach, entschloss man sich 1984, den Platz zu sanieren und zu vergrößern. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde auf dem bisherigen Trainingsplatz eine Tennisanlage mit zwei Spielfeldern erstellt. 1985 wurde die Sportanlage im Rahmen eines 3-tägigen Festprogrammes in Betrieb genommen.

Platzsanierung 1984 – im Hintergrund: ehemaliges Schützenheim

 

Die neuen Sportanlagen am Stutzenberg

Nachdem immer mehr Jugendmannschaften am Spielbetrieb teilnahmen, gelangte das einzige Spielfeld bald an seine Grenzen und der Ruf nach einem neuen Sportzentrum wurde immer lauter. Die Vorstände Karl Baumann († 1995) und sein Nachfolger Manfred Gerblinger holten den Schützenverein und den damaligen Bürgermeister der Gemeinde Emersacker, Alois Heim, mit „ins Boot“ und so entstand am Stutzenberg eine gemeinsame Sportanlage für beide Vereine.

Grundsteinlegung – von links: Siegfried Karner (Bauleiter), Vereinsvorstände Manfred Gerblinger (FCE) und Werner Kuchenbaur (Schützenverein),

Siegfried Knöpfle (Entwurfsverfasser) und Bürgermeister Alois Heim

Die Realisierung dieses Vorhabens war jedoch ein „steiniger Weg“. Nachdem die Gemeinde Emersacker bereits im Jahre 1992 von Frau Cäcilia Kuchenbaur das Grundstück erwerben konnte, war das nächste Ziel, eine möglichst hohe Akzeptanz bei den Bürgern und Mitgliedern zu erlangen. Das Konzept sah vor, die beiden Vereinsheime zu verkaufen und den bisherigen Sportplatz als Baugebiet auszuweisen. Mit den Erlösen sollte ein großer Teil der Sportanlagen finanziert werden. Beide Vereine und die Gemeinde hielten mehrere Informationsver-anstaltungen ab, bei denen es auch kritische Stimmen gab. Letztlich befürworteten der Gemeinderat, und bei den Generalversammlungen die Vereinsmitglieder, dieses Bauprojekt.

Segnung der Außensportanlagen durch Pater M. Cilic

Die Freiflächen- und Grünplanung erstellten 1993 die Architekten Stefan Quarg und Fink-Prechter aus Augsburg, die Planung des Gebäudes übernahm Siegfried Knöpfle. Durch den plötzlichen Tod des Vorsitzenden des FCE, Karl Baumann am 27. Januar 1995, gelangte das Bauvorhaben kurzfristig ins Stocken. Sein Nachfolger Manfred Gerblinger führte es dann im Sinne seines Vorgängers weiter. Die Baugenehmigungen wurden 1996 erteilt. Ehrenmitglied und Dipl. Ing. Siegfried Karner übernahm die Bauleitung. Im Februar 1997 begannen die Planierarbeiten für die drei Sport- und Tennisplätze und im April 1997 wurde mit den Bauarbeiten für das gemeinsame Sport- und Schützenheim begonnen. Hebauffeier für das Heim war am 14. Februar 1998. Mit einem Festwochenende vom 24. bis 26. Juli 1998 wurden die neuen Außensportanlagen in Betrieb genommen. Anlässlich des 75-jährigen Gründungsfestes des FC Emersacker erfolgte am 19. Juni 1999 die Einweihung des neu erbauten Sportheimes durch die Ortspfarrer Pater Ivan Cilic, Pfarrer Werner Dippel und Stadtpfarrer Mate Cilic. Rund 5.800 freiwillige Arbeitsstunden haben Mitglieder des Sportvereins bei diesem Bauvorhaben geleistet.

Informationen zu den neuen Sportanlagen

Sport-, Tennis- und Schützenheim auf drei Etagen

Länge                     31,02 Meter

Breite                      19,24 Meter

Sportgaststätte für 130 Personen

Mehrzweckraum im Dachgeschoss mit 305 m²

Außensportanlagen

Hauptspielfeld        72 x 109 Meter

Nebenspielfeld       58 x 105 Meter

Trainingsfeld          35 x   64 Meter

3 Tennisplätze

Gesamtkosten (ohne Schützenheim)    2,55 Mio. DM

Zuwendungen Dritter                             2,05 Mio. DM

Sportheim – Vordergrund: Jugendspielfeld – rechts: Hauptspielfeld

Tennisplatz 1

Die Vorsitzenden des Vereins

1924 bis  

 

        bis 1951

1952 bis 1959

1960

1961 bis 1965

1966 bis 1969

1970 bis 1971

1972 bis 1982

1983 bis 1994

1995 bis 2023

seit 2023

Moritz Edin †Xaver Mannes †

Josef Kuchenbaur †

Leonhard Gerblinger †

Anton Brummer †

Leonhard Weldishofer †

Leo Kuchenbaur †

Hermann Schwientek †

Hubert Wiedemann †

Josef Lauter

Karl Baumann †

Manfred Gerblinger

Ralph Behr

1983 – von links: Josef Lauter (ehem. Vorsitzender), J. Spengler, Karl Baumann (Vorsitzender) und Kassier F. Fischer